Wie das eben so ist im Leben einer geneigten Musiknerdin. Da wird nicht nur auf die Promo geachtet, die in den Blog-eigenen Mailboxen landet. Sondern ich grabe auch in Newslettern von Plattenläden und in Musikzeitschriften wie dem MINT nach spannenden Acts. Und da lese ich gestern den HHV Newsletter, und über was stolpere ich da? Über das erste Soloalbum von Beth Gibbons „Lives Outgrown“.
HA! Da dachte ich mir, das Album muss ich mir UNBEDINGT anhören und bin auf die Jagd nach der Bemusterung gegangen. Die war schnell erfolgreich, schließlich mache ich das mit dem über Musik schreiben schon über 17 Jahre. Und wie das so ist: Beth Gibbons hat mich gleich mit ihrem ersten Song „Beyond The Sun“ in der Tasche.
Es gibt MusikerInnen, die sind nach so langer Zeit auf der Bühne und auf irgendwelchen Alben ausgelaugt. Und es scheint, als machten sie nur noch Musik um des Geldes willen. Aber längst nicht mehr aus Liebe zur Musik. Bei Beth Gibbons ist das offensichtlich anders. Im Jahre 1991 gründete sie mit Geoff Barrow und Adrian Utley die Trip-Hop Band Portishead. Nun, 33 Jahre später, bringt sie endlich ihr Soloalbum raus. Und es ist tatsächlich eines jener Werke, auf die Fans vermutlich die ganzen Jahrzehnte gewartet haben – zu recht, wie ich finde!
„Lives Outgrown“ ist wie aus meinem eigenen Leben gestrickt und Beth Gibbons berührt mich genau da, wo mein Nerv in diesen Zeiten sitzt. Ich ertrage sie nicht mehr, diese Betroffenheitslyrik, die als Selbsttherapie in die Welt hinausgeworfen wird. Doch Gibbons ist anders. Die Tiefe ihrer Songs berührt, aber ich bleibe nicht in der Betroffenheit kleben, oder in der Depression, sondern kann mit der Musik weitergehen.
Nun könnte ich noch tausend Dinge schreiben dazu, doch ich tue es nicht. Es braucht nicht immer tausend Worte, um ein Wort zu finden für einen Song oder ein Album. Denn am Ende ist das Solodebüt von Beth Gibbons vor allem eines: Hörenswert! Und das nicht nur für Portishead-Fans, sondern für all jene, die gute Musik von einer Künstlerin mit Lebenserfahrung und immer noch vorhandener Lust an Kreativität und Musik hören wollen – völlig abseits des Mainstream, aber dafür mitten drin im Leben.
Nur eines mag ich noch ergänzen: Die Songs auf „Lives Outgrown“ wurden über einen Zeitraum von zehn Jahren geschrieben. Sie zeigen auch eine Entwicklung dieser faszinierenden Sängerin und Künstlerin, die dieses Soloalbum zu einem must hear machen.
Das erste Soloalbum von Beth Gibbons Lives Outgrown wurde bei Domino veröffentlicht.
